Fluthilfe

Kreuzweg 1. Station

Lied: Halt mich, wenn der Himmel über mir zerbricht

Bild Station 1

Halt mich!

 

Wenn der Himmel über mir zerbricht 

Am Morgen nach der Flutkatastrophe: Überall unfassbarer Dreck, der Geruch von Öl liegt wochenlang in der Luft, alles sieht ganz anders aus als vorher. Der Strom funktioniert nicht, die Handyakkus sind leer, woher kommen Informationen? Alles wirkt wie in einem Kriegsgebiet, - die leeren Straßen, es ist wie ausgestorben. Was ist mit meiner Familie, mit meinen Nachbarn? Geht es ihnen gut?  

Wenn der Himmel über mir zerbricht 

Überall stehen Bauschuttcontainer, als stünde bei allen einfach nur ein Umzug an oder die Keller würden entrümpelt. Sieht man aber in die Container, ist dort nichts, was man einfach wegwerfen würden. Alles ist weg. Erinnerungen, Lebenszeichen. Babyschühchen, die von Großmutter geklöppelten Spitzendeckchen, die Familien-Krippe. Kleidung, Kühlschränke, Spielzeug. 

Das Wasser hat sich Platz geschaffen, hat die Häuser leergeräumt. Und gleichzeitig hat es das Leben darin komprimiert. Das gerettete Hab und Gut, Kleidung und Spielsachen, Elektrogeräte und mobile Heizkörper, Haustiere und Kinder. Alles zusammengerückt in den paar bewohnbaren Räumen. 

Alles ist surreal. Fische finden sich im Teich der Nachbarn die Straße runter wieder. Ziegen harren im Schlafzimmer im ersten Stock aus. Bäume voller Hühner, die sich selbst gerettet haben. 

Wenn der Himmel über mir zerbricht 

Erst war da diese Pandemie, von der niemand vorher dachte, dass so etwas heute noch passieren könnte, dann kam mitten in diesen Ausnahmezustand die Flut und jetzt der grausame Krieg in der Ukraine – was soll denn noch kommen? Wer hätte daran geglaubt, dass das nochmal passiert?! 

Wenn der Himmel über mir zerbricht 

Fassungslosigkeit breitet sich aus, dieses Gefühl von Ohnmacht legt sich um mich, wie eine zweite Haut, die ich nicht abstreifen kann. Sie engt ein, haftet, sie lähmt – Ich brauche Halt! Bitte, bitte halt mich! 

 

 

Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Matthäus 27, 46